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27.06.2023

Immer weniger Kinderärzte im Weinviertel

Da staunten die Eltern kranker Kinder nicht schlecht, als sie in der Praxis des (noch) Kassen-Kinderarztes Dr. Martins in Groß-Enzersdorf folgendes lesen mussten: „Wenn Sie Ihr Kind weiter bei mir behandeln lassen wollen, dann sorgen Sie mit einer privaten Versicherung vor!“ Denn der Kinderarzt bezeichnet die Bedingungen der ÖGK als „unmöglich“ und hat vor, den Kassenvertrag zu kündigen.

„Die Vertragssituation zwischen den Ärzten und der ÖGK ist völlig inakzeptabel und eine Zumutung für alle Eltern, die für ihre Kinder ärztliche Hilfe benötigen. Aber auch für die Ärzte, die der Behandlung der Kinder die nötige Zeit widmen möchten, dafür aber nicht entsprechend entlohnt werden“, sind Nationalratsabgeordnete Melanie Erasim und Landtagsabgeordneter René Zonschits empört. „Es geht doch nicht an, dass immer mehr Kinderärzte auf die Wahlarztschiene ausweichen und damit den Eltern kranker Kinder der finanziellen Ruin droht“, kritisieren Zonschits und Erasim die immer dramatischer werdende Mangel-Versorgung mit Kinder-Kassenärzten in den Bezirken Gänserndorf und Mistelbach. Sie rufen zu konstruktiven Gesprächen auf.


Zur Erinnerung: Der Kinderarzt in Zistersdorf musste aus Gesundheitsgründen im Vorjahr die Praxis aufgeben, die Kinderärztin in Gänserndorf hat ihren Kassenvertrag nicht mehr verlängert. „Und nun auch noch der Kinderarzt in Groß-Enzersdorf. So kann das nicht weitergehen“, betont LA Zonschits.


Doch nicht nur im Bezirk Gänserndorf, auch im Bezirk Mistelbach ist die Situation dramatisch, nachdem hier die Kinderärztin in Mistelbach ebenfalls den Vertrag mit der ÖGK nicht mehr verlängert hat. „Damit fallen in der Region Mistelbach/Gänserndorf jetzt schon vier KinderärztInnen mit Kassenvertrag weg - diesen Wahnsinn können wir nicht einfach so hinnehmen“, sind sich die Mistelbacher SPÖ-Bezirksvorsitzende und Nationalrätin Melanie Erasim und der Gänserndorfer SPÖ-Bezirksvorsitzende und Landtagsabgeordnete Rene Zonschits einig.


Sie fordern die schwarz-blaue Koalition in St. Pölten auf, endlich konkrete Gespräche mit der ÖGK und der Ärztekammer zu führen, um die Kinderarzt-Misere im Weinviertel zu beenden. „Der Gedanke, dass Eltern mit kranken Kindern nicht mehr zum Arzt gehen, weil sie sich die Kosten für die Behandlung nicht mehr leisten können, und damit gesundheitliche Dauerschäden riskieren, ist unerträglich“, betonen Erasim und Zonschits.